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Meditation kann Depression und Angstsymptome positiv beeinflussen

 

Psychische Erkrankungen sind in unserer modernen westlichen Gesellschaft allgegenwärtig, oft in Form von Angststörungen oder Depressionen. Auch unter Studenten sind diese Krankheitsbilder verbreitet. Das kann sich nicht nur nachteilig auf das Studium auswirken, sondern auch die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen verschlechtern.


Studenten nehmen an Meditationsprogramm teil
Weltweit haben mehrere Untersuchungen mit jungen Erwachsenen und Studenten in den vergangen Jahren die positiven Auswirkungen der Meditation auf Stresssymptome, Angstzustände und Depressionen beschrieben. Nun wurde im „Journal of Affective Disorders“ eine weitere Arbeit einer Forschergruppe aus Südbrasilien zum gleichen Thema veröffentlicht [1].

Die Forscher boten interessierten Studenten der südbrasilianischen Stadt Rio Grande ein Meditationstraining von 6 Wochen an. Die Teilnehmer mussten bisher unerfahren in Meditation und Yoga sein. 56 Personen erfüllten die Bedingungen.

Bevor ein Teil der Studenten mit dem Training begann, wurde bei allen 56 mithilfe von Fragebögen die Ausprägung der Depression und Angstsymptome festgestellt. Dann begannen 29 mit dem Meditationstraining, während die restlichen 27 Personen als Kontrollgruppe in den ersten 6 Wochen keine Meditation übten.


Fokus auf den Atem
Bei der stillen Sitzmeditation, zu der sich die Gruppe einmal die Woche traf, wurden die Teilnehmer angewiesen, ihren Atem anhand der Bauchbewegung wahrzunehmen. Während der ersten drei Treffen galt es, jede Ausatmung still von 1 bis 10 zu zählen und bei 10 oder bei Ablenkung wieder von vorne zu beginnen. In der dritten bis sechsten Woche zählten die Teilnehmer rückwärts von 100 bis 1.

Ergänzt wurden die rund eineinhalbstündigen Treffen mit anderen Meditationsübungen wie Gehmeditation oder Essmeditation. Es fanden Diskussionen und ein Erfahrungsaustausch beispielsweise über Zweifel und Schwierigkeiten statt. Wie viel Zeit die Studenten während der 6 Wochen zu Hause selbstständig praktizierten, wurde in der Studie nicht festgehalten.


Meditation hilft
Nach 6 Wochen verglich man die Meditationsgruppe mit der Kontrollgruppe, die nicht meditierte. Ohne Meditation gab es kaum Veränderungen. Bei jenen jedoch, die 6 Wochen meditiert hatten, besserten sich die Angstsymptome und die Depression.

Wie das genau passiert, wissen die Forscher nicht. Eine Erklärung könne sein, dass die Meditierenden lernen, mentale Muster besser zu erkennen. Grübeln und negative Gedanken könnten so möglicherweise rascher erkannt und losgelassen werden.


Begrenzte Aussagekraft
Bei der Untersuchung mit den brasilianischen Studenten müsse beachtet werden, dass die Ergebnisse der Meditationspraxis nicht mit der Wirksamkeit medikamentöser oder psychotherapeutischer Behandlungen verglichen wurden. Diesbezüglich können keine Schlussfolgerungen getroffen werden, bemerken die Forscher.
 
Bei der Interpretation der Ergebnisse sei ebenfalls zu berücksichtigen, dass die Studenten die Depression und Angstsymptome vor und am Ende der 6 Wochen Meditation selbst einschätzten.

Literatur

1. Carpena MX et al. The effect of a six-week focused meditation training on depression and anxiety symptoms in Brazilian university students with 6 and 12 months of follow-up. J Affect Disord 2019;246:401–07. https://doi.org/10.1016/j.jad.2018.12.126